Eines der Mysterien der alten Zeit ist im Zusammenhang mit Maria Magdalena wieder auf uns gekommen, ein Mysterium der Hohepriesterinnen der Isis. Dieses Geheimnis findet sich zugleich im vedischen Indien wie im antiken Griechenland: das Geheimnis der “Schlange” der Lebensenergie, oder, exakter ausgedrückt, das Geheimnis der zwei Schlangen.

Die linke Schlange, dem Mond zugeordnet, Ida, ist tiefblau, fast schwarz – cosmic blue. Sie entspricht der Farbe der Aditi, der kosmischen Mutter, die leerer unendlicher Raum ist. In jenem unermesslichen Raum klarer Leere kann Schöpfung überhaupt erst stattfinden. Die rechte Schlange ist golden strahlend, der Sonne zugeordnet, Pingala, ein gleißendes, überirdisches Gold, fast weiß. Sie entspricht der Farbe der Sonnen, der Adityas, der Söhne der Aditi. Sie erfüllen den unendlichen Leerraum mit Energie, Wärme, Licht und Bewußtsein – erst so wird Schöpfung in diesem Universum möglich.

Die dreieinhalbfach gewundene Schlange, die Kundalini Shakti, von Sir John Woodroffe in seinem Klassiker “Die Schlangenkraft” beschrieben, ist eine doppelte Schlange, ebenso wie die Äskulapnatter der griechischen Hermetik, die sich dreieinhalbfach um den Hermesstab windet. Der Hermesstab entspricht dem Zentralkanal der Yogis, Sushumna.

Die rechte Schlange, die gleißend-goldene, steigt gemäßt der altägyptischen Mysterien rechts vom Steißbein auf, und kreuzt im Kreuzbein zum ersten Mal nach links der Wirbelsäule. Die linke, tiefblau-schwarze Schlange steigt links vom Steißbein auf und kreuzt im Kreuzbein nach rechts. Sie schlängeln sich parallel nach oben, und kreuzen sich wieder in der Wirbelsäule auf der Höhe des Solarplexus, oder genauer, des manipura chakras. Die goldene Schlangenkraft ist nun wieder rechts, die tiefblau-schwarze wieder links, und sie kreuzen sich erneut hinter dem mystischen Herzzentrum, genau zwischen den Schulterblättern. Die goldene Schlange ist nun wieder links, die schwarz-blaue wieder rechts, und sie kreuzen sich ein letztes Mal im Nacken, im Alta Major.

Nun steigt die goldene Schlange rechts in die rechte Gehirnhemisphäre, und blickt mit ihrem Kopf nach innen, zum Zentrum, zur Zirbeldrüse. Die tiefblau-schwarze Schlange steigt in der linke Gehirnhemisphäre, und blickt mit ihrem Kopf nach innen, zum Zentrum, und somit auch zu ihrem Gegenüber, der goldenen Schlange.

Unter den Köpfen der Schlangen entsteht eine Schale, und diese Schale wird vom Feuer der Sonne im Solarplexus, von der inneren aufsteigenden Flamme des Herzens von unten erhitzt. Von oberhalb des Kopfes der schwarzen Schlange fallen nun dank der Hitze von unten rote Tropfen von der linken Kopfhälfte herab und in den Kelch, den Gralskelch. Von oberhalb des Kopfes der goldenen Schlange fallen weiße Nektartropfen herab und in die Schale, den Kelch, wo sich beide Tropfen zu göttlichem Nektar, amrita, vereinigen. Ekstase entsteht im Praktizierenden.

Diese Übung kann nicht ohne einen kompetenten Lehrer ausgeübt werden – es handelt sich um die Destillation geistiger Energien in reines Bewußtsein und reine Wonne. Diese Übung kann nicht ohne Reinheit in Gedanken und Geist ausgeübt werden – die vollständige Beherrschung der Gedanken ist Voraussetzung, das diese Übung starke schöpferische Kräfte aktiviert.

Die tiefblaue und goldene Schlange stehen im Zusammenhang mit unserer Schöpferkraft – es geht in unserem Blog darum, innere und äußere Werte zu schaffen. Jeder Gedanke jedes Menschen wird Wirklichkeit, auf unterschiedlichen Ebenen, abhängig davon, wie intensiv die Schöpferenergie ist, die hinter den Gedanken steht.

San Juan, Puerto Rico – 9. März 2012

P.S.: um diese Übung in den richtigen Kontext zu stellen sei noch gesagt, daß jede Art von Übungen innerhalb der Energiekanäle der Wirbelsäule, gleich aus welcher Tradition sie stammen mögen, erst dann sicher durchführbar sind, wenn der/die Praktizierende/r die Gedanken gestillt haben (noch vorhandenes negatives Denken disqualifiziert automatisch von dieser Art von Übungen, da die Schöpfungskraft viel zu stark aktiviert wird). Darüber hinaus muß der/die Praktizierende in der Lage sein, die Sinne und ihre Energien nach innen, d.h. ins Zentrum der Wirbelsäule zurückzuziehen. Dies entspricht dem Zurückziehen der Pranas in die zentrale Kundalini Shakti bzw. der Stufe des Pratyahara aus Patanjali’s Yoga Sutras.